CSRD-Vereinfachung für KMU: Jetzt handeln statt abwarten
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich mit komplexen Berichtspflichten konfrontiert, die erhebliche Ressourcen binden können. Nun gibt es eine vielversprechende Entwicklung: Die EU-Kommission arbeitet aktiv an einer Vereinfachung der Berichterstattungspflichten.
Im Rahmen des sogenannten Omnibus-Verfahrens strebt die EU-Kommission eine Reduzierung unnötiger bürokratischer Hürden an. Der Fokus liegt dabei besonders auf der Entlastung kleinerer Unternehmen, ohne die grundlegenden Transparenzziele der CSRD zu verwässern. Ein zentraler Baustein dieser Initiative ist die Entwicklung eines speziellen, vereinfachten Berichtsstandards für SMEs (VSME = Voluntary SME-Standard). Diese maßgeschneiderten Standards sollen den besonderen Bedürfnissen und Kapazitäten kleinerer Unternehmen Rechnung tragen.
Die EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group), die für die technische Beratung der EU-Kommission zuständig ist, hat bereits einen konkreten Zeitplan für die Entwicklung dieser vereinfachten Standards vorgelegt:
- Bis Juli 2025 werden die Entwürfe für die vereinfachten Standards erarbeitet.
- Ab September 2025 startet die öffentliche Konsultationsphase, in der Stakeholder Feedback geben können.
- Im Oktober 2025 erfolgt dann die Vorlage des finalen Vorschlags an die EU-Kommission.
Diese Roadmap zeigt, dass die EU das Thema mit Nachdruck verfolgt und zeitnah Lösungen anbieten möchte.
Als KMU Vorbereitungen treffen
Die Aussicht auf vereinfachte Anforderungen mag verlockend klingen – doch sie sollte keinesfalls als Einladung zum Abwarten verstanden werden. Es gibt mehrere gewichtige Gründe, warum KMU sich bereits jetzt mit der CSRD auseinandersetzen sollten.
Nach aktuellen Informationen werden die neuen VSME-Standards voraussichtlich auf freiwilliger Basis anwendbar sein. Dies bedeutet, dass Unternehmen selbst entscheiden können, ob sie diese nutzen möchten. Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist ein grundlegendes Verständnis der CSRD-Anforderungen jedoch unerlässlich.
Große, berichtspflichtige Unternehmen werden auch in Zukunft Nachhaltigkeitsdaten von ihren Zulieferern anfordern müssen, um ihre eigenen Berichtspflichten erfüllen zu können. Für KMU, die Teil dieser Lieferketten sind, bedeutet dies: Der externe Druck zur Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinformationen bleibt bestehen – unabhängig von der eigenen direkten Berichtspflicht.
Zudem wird die fundamentale Struktur der CSRD, insbesondere das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit (Double Materiality), durch die Vereinfachungen nicht berührt. Unternehmen müssen weiterhin sowohl die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft als auch die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf ihr Geschäftsmodell erfassen und bewerten.
Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Anforderungen der CSRD auseinandersetzen, werden in der Lage sein, die künftigen Spielräume gezielter und effizienter zu nutzen. Sie gewinnen einen strategischen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, die erst unter Zeitdruck reagieren.
Empfehlung: Was KMU jetzt konkret tun sollten
Um optimal auf die kommenden Entwicklungen vorbereitet zu sein, empfehlen wir folgende Schritte:
- Klären Sie zunächst, ob und in welchem Umfang Ihr Unternehmen von der CSRD betroffen ist. Fallen Sie direkt unter die Berichtspflicht (aktuell oder in Zukunft)? Sind Sie als Zulieferer für berichtspflichtige Unternehmen indirekt betroffen? Welche konkreten Anforderungen werden an Sie gestellt?
- Führen Sie anschließend eine gründliche Inventur Ihrer bereits vorhandenen Nachhaltigkeitsdaten durch. Welche umweltbezogenen, sozialen und Governance-Daten erfassen Sie bereits? Wo bestehen signifikante Datenlücken im Hinblick auf die CSRD-Anforderungen? Wie ist die Qualität und Zuverlässigkeit Ihrer vorhandenen Daten einzuschätzen?
- Überlegen Sie, wie Sie die kommenden VSME-Standards für Ihr Unternehmen nutzen können. Welche Vorteile bietet eine freiwillige Berichterstattung für Ihr Geschäftsmodell? Wie können Sie Ihre Nachhaltigkeitsleistung als Differenzierungsmerkmal einsetzen? Welche Stakeholder könnten besonders an Ihren Nachhaltigkeitsdaten interessiert sein?
- Bereiten Sie Ihre Organisation auf die künftigen Anforderungen vor. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, etablieren Sie robuste Prozesse zur Datenerfassung und -validierung und schaffen Sie Bewusstsein sowie Kompetenzen im gesamten Unternehmen.
- Beginnen Sie mit überschaubaren Pilotprojekten. Erfassen Sie zunächst die wesentlichsten Nachhaltigkeitsaspekte für Ihr Unternehmen, dokumentieren Sie bereits bestehende Maßnahmen und Initiativen und entwickeln Sie schrittweise ein umfassenderes Berichtswesen.
Die sich abzeichnenden Vereinfachungen der CSRD für kleinere Unternehmen sind zweifellos eine positive Entwicklung. Sie entbinden KMU jedoch nicht von der Notwendigkeit, sich mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinanderzusetzen.
Wer jetzt handelt, kann den Aufwand für die Berichterstattung durch frühzeitige Vorbereitung reduzieren, die Transparenz über die eigene Nachhaltigkeitsleistung erhöhen, Wettbewerbsvorteile sichern und sich als verantwortungsvolles Unternehmen positionieren sowie den Druck aus der Lieferkette souverän bewältigen.
Statt abzuwarten und später unter Zeitdruck reagieren zu müssen, empfiehlt es sich, das Thema CSRD proaktiv anzugehen und die Weichen für eine zukunftsfähige Nachhaltigkeitsberichterstattung zu stellen.
Über Höppner Management & Consultant
Höppner Management & Consultant begleitet KMU bei genau diesen Schritten – mit fundiertem Fachwissen, Praxisnähe und einem klaren Blick für das Wesentliche. Wir beobachten alle Entwicklungen zur CSRD und den VSME-Standards für Sie und stehen Ihnen beratend zur Seite.
Unser Expertenteam unterstützt Sie bei der Analyse Ihrer individuellen Betroffenheit, der Entwicklung maßgeschneiderter Prozesse zur Datenerfassung, der Identifikation wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekte und der Integration von Nachhaltigkeitsberichterstattung in Ihre Unternehmensstrategie.
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Foto: Sebastien Bonneval / Unsplash